Planung & Umsetzung


Fakten

Ich beschreibe hier unseren Weg zu einer neuen Heizung. Dazu erstmal ein paar Fakten zum Haus selbst:

  • Baujahr: 1964
  • Haustyp: Reihenendhaus
  • Wohnfläche: ca. 115 m2
  • Dach zum Zeitpunkt
    • der Planung: Originalziegel, keine Dämmung, Styropor zwischen den Sparren
    • der Heizungserneuerung: Tonziegel, Kfw-förderfähige Dämmung, neue Dachfenster
  • Fenster: 1990er Jahre
  • Fassade: ungedämmt
  • Wanddicke: 30 cm

Elementare Fakten zu den technischen Gegebenheiten:

  • Energieträger: Öl
  • Hersteller: Rotex
  • Tank: kellergeschweißter 5000 l Tank
  • Wärmetauscher: Heizkörper
  • Kamin: 15 kW Heizleistung

Ausgangslage

Wir hatten die Hoffnung, dass die bestehende Heizung noch ein paar Jahre weitestgehend reibungslos funktionieren würde. Regelmäßige Wartungen und notwendige Reparaturen im sinnvollen Rahmen würden noch keine Neuanschaffung rechtfertigen.

Dennoch haben wir uns mit einem Energieberater in Verbindung gesetzt, um im Vorfeld zu klären, welche Modernisierungsmaßnahmen in welche Reihenfolge sinnvoll wären.
Außerdem führte der Einsatz eines Energieberaters zur Zeit der Antragstellung (2022) zu einer Steigerung der Förderung im Falle einer Heizungserneuerung beim zukünftigen Einsatz eines nachhaltigen Energieträgers.

Da das Haus über ein Jahrzehnt lediglich bewohnt und auf jegliche Modernisierung verzichtet wurde, war der Zustand des Hauses an vielen Stellen nicht auf dem neuesten Stand. Der Energieberater empfahl über den Sanierungsfahrplan als ersten Schritt die Dämmung des Daches nach neuestem Stand, denn dadurch würde sich die notwendige Heizlast von 11 kW auf 9 kW reduzieren.
Das wäre aus zweierlei Gründen sinnvoll, denn zum einen kann die neue Heizung dadurch kleiner ausfallen, was die Anschaffungskosten reduzieren würde. Zum anderen wäre sie überdimensioniert, sollten wir das Dach erst im Anschluss an eine Erneuerung der Heizung dämmen lassen. Und eine überdimensionierte Heizung heißt, dass sie ab diesem Zeitpunkt ineffizient läuft, was wiederum zu unnötigen Kosten führt.

Auswahl des Energieträgers

Scheinbar eine ideologische Frage, wenn man die emotional aufgeladene Diskussionen der letzten Jahre betrachtet. Bezieht man aber Fakten mit ein, zeigt sich relativ schnell, dass fossile Energieträger schon jetzt aus wirtschaftlicher Sicht nicht infrage kommen.
Damit landen wir bei der Wärmepumpe.

Technik und technisches Know-How

Damit wir eine Entscheidung fällen konnten, musste ich mich mit der Thematik auseinandersetzen.

Wird es eine Luft/Wasser-Wärmepumpe?

Ja, denn die Anschaffungskosten für alle anderen Arten liegen über unserem Budget und ob sich die deutlich höheren Kosten amortisieren, ist bei einer geschätzten Laufzeit von 25 Jahren unwahrscheinlich.

Welchen Hersteller präferieren wir?

Wir wollten einen deutschen Hersteller, der zumindest einen Teil seines Herstellungsprozesses in Deutschland hat. Uns ist es wichtig, dass die eigene Wirtschaft davon profitiert und das ist leider nur möglich, wenn man die hohen Preise in Deutschland bereit ist zu bezahlen. In der Hoffnung, dass ein Teil des Geldes in Forschung & Entwicklung und in die Geldbeutel der Angestellten fließt.
Nach dem Lesen vieler Tests und Vergleiche sind wir bei der neuesten Generation der Buderus Logatherm WLW186i-12 AR TP70 gelandet. Weiterer Vorteil ist, das Buderus von vielen Handwerkern gewartet und repariert werden kann.

Wie groß sollte der Pufferspeicher sein?

Der vorgeschlagene Ansatz eines möglichst großen Pufferspeichers war durch die örtlichen Gegebenheiten begrenzt. Da unser Haus über keinen Außenzugang zum Keller verfügt, war der Treppenaufgang zum Keller mit einem 90°-Rechtsknick direkt nach der Kellertür die große Einschränkung. Auf Grund der Maße hat der größtmögliche Speicher ein Volumen von 290 l.

Ist die kalkulierte Größe von 7 kW bei einer Heizlast von 9 kW ausreichend für den Bestand?

Laut Energieberater wird die notwendige Heizlast von 9 kW nur im Extremfall erreicht. Also bei einer Außentemperatur von -11° Celsius. Die Wärmepumpe muss, um effizient zu sein, mit einer maximalen Vorlauftemperatur von 54° Celsius arbeiten. Das haben wir mit der alten Heizung im Vorfeld getestet und festgestellt, dass es möglich ist. Sollte es extrem kalt werden und die Wärmepumpe die gewünschte Temperatur nicht erreichen können, ist im Pufferspeicher ein Heizstab mit 9 kW verbaut, der dann zum Einsatz kommen würde. Wie oft die -11° Celsius bei uns erreicht werden, lässt sich abfragen und da es statistisch gesehen selten vorkommen wird, sollte eine Wärmepumpe mit 7 kW für die meiste Zeit ausreichen. Sie taktet dann weniger, läuft die meiste Zeit niedertourig und bei geringem Verbrauch.

Braucht es eine Nachtabsenkung?

Laut Heizungsbauer ist eine Absenkung nicht effizient. Diese Aussage wurde vorher auch schon von einem Techniker getroffen, der die Ölheizung gewartet hatte.
Läuft die Heizung bei niedriger Temperatur, verbraucht sie mittel- bis langfristig weniger Energie, als dass sie in die Nachtabsenkung geht und morgens sehr viel Energie aufwenden muss, um die gewünschte Temperatur zu erreichen.

Benötigt es Fußbodenheizung oder spezielle Heizkörper?

Nein. Die gewählte Wärmepumpe ist hocheffizient und würde auch bei hohen Vorlauftemperaturen nicht mehr die Menge an Strom verbrauchen, wie die meisten anderen auf dem Markt. Das eingesetzte Kalkulationsprogramm des Energieberaters empfahl lediglich für einen Raum einen modernen Heizkörper, damit die Heizlast – inkl. der Dachsanierung – von 11 kW auf 9 kW sinken würde.
Der Vorteil unseres Hauses sind die zugegebenermaßen relativ groß dimensionierten Heizkörper. Empfohlen wurden grundsätzlich Heizkörper vom Typ 33.

Die Handwerker

Eine Herausforderung, um es nett zu formulieren.
Gefunden habe ich sie schnell, vor Ort waren sie auch innerhalb weniger Tage. Aber die Antworten und Empfehlungen waren in vielen Bereichen weit voneinander entfernt.
Es ginge nicht ohne Fußbodenheizung!
Es müsste die größtmögliche Wärmepumpe (> 10 kW) sein!
Das Haus würde sich in dem Zustand nicht für eine Wärmepumpe eignen!
Ein Handwerker wollte erst gar kein Angebot abgeben, weil er es für sinnlos erachtete und uns „vor zu hohen Stromkosten“ bewahren wollte.
Ein weiterer Handwerker erfragte die maximale Förderungssumme und aus Naivität heraus habe ich die Frage beantwortet. Das Angebot fiel entsprechend hoch aus. Mit der Zusatznotiz, dass er aber keine Garantie für eine Erwärmung des Hauses übernehmen würde.
Zwei Unternehmen lieferten angemessene Angebote und wir haben uns für den Heizungsbauer entschieden, der uns unaufgeregt, fachlich überzeugend und auf Augenhöhe begegnet ist. Am Ende war es auch das günstigste Angebot und ein Heizungsbauer aus dem Nachbardorf.

Das System

Hersteller: Buderus
Typ: Logatherm WLW-7 MB AR
Außeneinheit: WLW186i
Inneneinheit:
Pufferspeicher:
Vorlauftemperatur:
Zielraumtemperatur (anfänglich): 19° Celsius

Der Preis

In Deutschland zahlt man aus vielerlei Gründen einen relativ hohen Preis für Vieles. Natürlich war es hier nicht anders, aber mit der Förderung im Hintergrund war es nur unwesentlich teurer als ein neuer Gas- oder Ölbrenner.
In die Förderung fließt die Erneuerung eines Heizkörpers, der jährliche Service (Voraussetzung für die 5-Jahres Garantie von Buderus) und die Tätigkeiten des Elektrikers mit ein.

Die Zusammenfassung

Es hat mich viele Stunden und in der Summe sicherlich Tage gekostet, um mich in die Thematik einzuarbeiten. Am Ende musste ich viele Rückfragen an den Energieberater stellen, weil die Handwerker nur in Teilen informiert hatten oder sich gegenseitig widersprachen.
Welchen Preis wir am Ende wirklich bezahlen werden, wird sich frühestens nach dem ersten Jahr zeigen. Da der Klimawandel dafür sorgt, dass sich das Wetter in eine uneindeutige und sehr wechselhafte Richtung entwickelt, kann alles im Folgejahr wieder anders sein.
Daher erfasse ich (fast) täglich die Basisinformationen des Systems über die Buderus-App und erstelle einen Screenshot. So lassen sich die Werte besser nachvollziehen und ich hoffe, dass sie auch anderen Interessierten dabei helfen können, eine Entscheidung zu treffen.